Meerschweinchenkrankheiten

Um im Krankheitsfall dem Tierarzt ein möglich exaktes Bild geben zu können, sollten Sie die Gewohnheiten Ihrer Tiere in gesundem Zustand ausreichend kennen – dies beginnt beim täglichen Verhalten, geht über Fressverhalten bis zur Verdauung und besonderen Eigenheiten Ihres Tieres.

Als vorrangig wichtig erachten wir die Maßnahmen zur Vorbeugung und die wichtigsten Erkennungszeichen bei Krankheit. Vor allem, wenn man mehrere Tier hält, ist die Früherkennung oft für den restlichen Bestand überlebenswichtig.

Wichtig: Ein Meerschweinchen, das nicht wie gewohnt zum Fressen kommt, hat nicht ausnahmsweise keinen Hunger, sondern ist mit großer Wahrscheinlichkeit krank und braucht dringend Hilfe.

Aber auch ein (scheinbar) gut fressendes Meerschweinchen kann ernsthaft krank sein ! Meerschweinchen sind hervorragend im ‚täuschen‘, sie tun so als ob sie kauen und fressen, ohne wirklich etwas zu sich zu nehmen. Darauf sind leider schon viele Besitzer reingefallen, so dass der Besuch beim Tierarzt oftmals zu spät erfolgte. Deshalb möchten wir an der Stelle nochmal darauf hinweisen, wie wichtig das regelmäßige Wiegen von Meerschweinchen ist. Am besten einmal die Woche, wenn möglich etwa zur gleichen Tageszeit (da die Tiere z.B. morgens weniger wiegen als abends). Siehe auch TÜV.

Eine Erkrankung des Tieres deutet sich (fast) immer durch einen plötzlichen Gewichtsverlust an, z.B. Kiefer- oder Zahnerkrankungen, aber auch Probleme der inneren Organe. Selbst wenn der Tierarzt vielleicht noch nichts konkret feststellt, so kann er doch einiges abklären und evtl. ausschließen. Bei einem unserer Weibchen dauerte es z.B. 2 Monate, bis sich endlich ein Kieferabszess herausstellte, die Kleine wurde jedoch die ganze Zeit über gepäppelt, da sie ansonsten ständig abnahm.

Meerschweinchenkrankheiten vorbeugen:

  • Regelmäßige Reinigung des Käfig
  • Zugluft vermeiden
    Regelmäßige Kontrolle der Zähne, Augen, Krallen und Geschlechtsteile
  • Richtige Fellpflege
  • Ausgewogenen und artgerechte Ernährung

Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Verdauungsstörungen, Erkältungen, Zahnprobleme, Virus- und Hauterkrankungen.

Bei Krankheitsanzeichen bitte immer einen guten Tierarzt aufsuchen!

Meerschweinchen füttern

Infos zu einigen speziellen Krankheiten folgen hier:

Abszesse:

Abszesse können bei Meerschweinchen häufig vorkommen, vor allem Halsabzesse bzw. Zahn- und Kieferabszesse treten öfters auf. Man entdeckt ihn meist als auffällige Schwellung unter der Haut.

Sobald ein Abszess gereift ist, kann der Tierarzt ihn spalten (= aufschneiden, so dass der Eiter rauskommt).

Es gibt viele Tierärzte, die das ohne Narkose machen! Wir haben Tiere, die innerhalb von ca. 9 Wochen mehrere Abzesse hatten (z.B. erst zwei am Unterkiefer, dann einen am Oberkiefer und dann unter dem linken Ohr), diese wurden alle ohne Narkose – nur mit örtlicher Vereisung der betroffenen Stelle – geöffnet. Vier Narkosen innerhalb dieser kurzen Zeit hätte das Schweinchen wahrscheinlich nicht überlebt.

Natürlich gibt es auch Abszesse, die operiert werden müssen.

In manchen Fällen bildet sich ein Abszess während der Behandlung zurück, häufiger jedoch kann sich neben dem ursprünglichen Abszess noch ein zweiter (s. unsere Beispiel oben) bilden. Welche Behandlungsmethode angewandt wird, muss der Tierarzt entscheiden, denn die Behandlung hängt von der Lage des Abszesses ab, wie tief in oder unter der Haut er sitzt etc. Aber nochmals: Abszesse können auch ohne Narkose gespalten werden!

Unterstützen kann man das „Reifen“ von Abzessen durch homöopathische Mittel, hier mit der Gabe von Hepar Sulfuris D12 Globuli (2-3X täglich 5 Globuli) in Verbindung mit Zugsalbe (.B. Ichtholan 20% o.ä.), die 2x täglich vorsichtig auf die Haut aufgetragen wird.

Im Bild sieht man die rasierte Stelle des geöffneten Abszesses. Die Wunde kann gut gespült werden.

Öffnet sich der Abszess, so spült man ihn mit Wasserstoffperoxid sauber, und gibt ein Antibiotikum (z.B. Baytril) oder Leukase N Kegel o.ä. in die Öffnung. Zweimal täglich muss kontrolliert werden, ob sich die Stelle wieder mit Eiter füllt, dann muss erneut gespült werden. Hepar Sulfuris sollte solange gegeben werden, wie Eiter produziert wird (das kann einige Tage dauern). Auch Nekrolytan (eine Salbe, die verschiedenene Enzyme enthält und den Abbau von abgestorbenen – nekrotischem – Gewebe fördert) kann in die geleerte Abszesshülle gegeben werden, wenn sich der Abszess geöffnet hat/geöffnet wurde.

Augen-OP:

Hier das Bild eines Schweinchens, dem ein Auge operativ entfernt werden musste. Wir kennen inzwischen viele Tiere, bei denen so ein Eingriff notwendig wurde, Ursachen hierfür können Verletzungen, Entzündungen oder aber Tumore sein. 

Wichtig: diese Tiere leben nach einer erfolgreichen Operation wieder „ganz normal“, es gibt kaum Orientierungsprobleme (auch von uns vermittelte blinde Tiere nutzen die Freilaufmöglichkeiten in neuen Räumen freudig aus), und auch auf die Stellung in der Gruppe hat so eine OP normalerweise keinen Einfluss. Auch wenn Mensch sich das nur schwer vorstellen kann.

Die Geschichte, von der Besitzerin geschildert:

Unser Rex-Meerschweinchen Flecki lebt seit dem 2. Januar 2007 bei uns und wurde Mitte Nov. 2008 zwei Jahre alt.

Er war bislang immer kerngesund. Anfang Oktober 2008 hatte er von einem auf den anderen Tag eine Augenverletzung am rechten Auge (ob durch die Kralle seines Artgenossen oder eines Holzsplitters ist leider nicht nachvollziehbar). Wir waren zunächst arg erschrocken – zumal es Wochenende war und wir keinen Arzt aufsuchen konnten. Das Auge verschleierte im Laufe des Tages, so dass wir schon auf das Schlimmste gefaßt waren. Zum Wochenbeginn kam dann die Diagnose der Tierärztin, dass das Auge leider nicht gerettet werden könnte und die Augen-OP wurde geplant. Flecki wurde zunächst mit Schmerzmitteln behandelt und wir konnten ihn erstmal wieder mit nach Hause nehmen.

Am Tag der OP – 14. Oktober – sollte ich Flecki bis 12 Uhr in die Praxis bringen, so dass er auf die OP vorbereitet werden konnte. Gegen 17:30 Uhr holte ich ihn wieder ab. Er stand bereits wieder auf den Beinen und hatte Narkose (Inhalationsnarkose) und OP gut verkraftet.

Der Augapfel war entfernt und die Wunde war zugenäht. Darüber kam ein weißes Sprühpflaster. Zugegeben – der Anblick war ungewohnt und wir waren schon den Tränen nahe. Flecki selbst fand sich aber erstaunlich schnell mit der neuen Situation zurecht. Wir hielten ihn zunächst 3 Tage im Freigehege, welches wir neben dem Käfig aufbauten, getrennt von seinem Freund Ricky, da er ja noch den OP Geruch an sich hatte und auch noch Ruhe brauchte. Zum Wochenende gesellten wir Ricky hinzu, so dass sich die Beiden wieder annähern konnten. Klappte auch in Kürze wieder hervorragend.

Unser Flecki bekommt nach wie vor jeden Morgen sein Antibiotikum in den Mund gespritzt; aber ansonsten ist er wieder putzmunter und hat guten Appetit. Die Fäden (8 an der Zahl) wurden am 28. Okt. gezogen. Jetzt müssen nur noch die Haare nachwachsen, dann fällt es kaum mehr auf, dass ein Auge fehlt. Wir hoffen sehr, dass keine weitere Entzündung der Wunde folgt und die Heilung weiter erfolgreich vonstatten geht.

Ergänzung am 28.02.2009:

Flecki geht es hervorragend und sein Kumpel Ricky hat sich an seinen einäugigen Freund ebenso gewöhnt. Flecki gibt wieder den Ton an unter den Beiden…. Durch sein schwarzes Fell fällt das fehlende Auge im ersten Moment auch nicht wirklich auf. Alles gut verheilt und zugewachsen. Wir sind alle sehr glücklich, dass er den Eingriff so klasse überstanden hat. Für uns ist alles wieder ganz normal…

Diabetes:

Es kommt selten vor, aber auch Meerschweinchen können Diabetes bekommen. Bei einem unserer ehemaligen Tiere wurde es vor kurzem diagnostiziert; es fiel auf, dass bei der Kleinen, knapp 1 1/2 Jahre, innerhalb kurzer Zeit beide Augen trüb wurden, sie ist nun blind.

Auch vermehrtes Trinken, oder eine Gewichtsabnahme kann (u.a.) auf Diabetes hindeuten, wobei bei letzterer immer erst die Zähne durch einen Tierarzt überprüft werden sollten.

Das Thema ist sehr komplex, deshalb wollen wir hier nicht auf Details eingehen, informieren Sie sich gründlich und sprechen Sie Ihren Tierarzt an.

Kokzidien

Kokzidien sind parasitäre Darmbakterien, die zu ständigem Durchfall führen können, bis hin zum Tod. Die Krankheit ist für alle anderen Meerschweinchen sehr ansteckend; wird sie bei einem Tier diagnostiziert, müssen auch alle anderen behandelt werden. Die Ursache ist nicht wirklich feststellbar oder vermeidbar. Neben Ansteckung sind es wohl Keime im Frischfutter, die man aber auch durch noch so gründliches Abwaschen nicht verhindern kann. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Wahrscheinlichkeit jedoch sehr hoch, dass alle wieder ganz gesund werden.

Hat ein Tier anhaltenden oder nach mehreren Behandlungen immer wiederkehrenden Durchfall, muss unbedingt auf Kokzidien untersucht werden. Es genügt dazu eine Kotprobe. Dabei ist es möglich, dass Kokzidien nicht in jeder Kotprobe enthalten sind, obwohl beim Tier vorhanden; wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie eher nachmittags als morgens ausgeschieden werden.

Uns sind zwei Methoden der medikamentösen Behandlung bekannt. Beide sind sie für das Tier sehr anstrengend. Um den Darm zu entlasten / zu unterstützen sollte z.B. Bird Bene Bac dazu gegeben werden. Die Behandlung muss unbedingt erfolgen, wie vom Tierarzt angegeben. Wie erwähnt, müssen alle Tiere einer Gruppe behandelt werden.

Da die Bakterien sich auch im Kot, Einstreu, Häuschen etc halten, ist es besonders wichtig, auch den Käfig / das Gehege (samt Einrichtung) im Rhythmus der Behandlung sehr gründlich zu reinigen, sonst ist die ganze Behandlung umsonst (Absprache mit dem Tierarzt).

Hierbei sei angemerkt, was sich von selbst versteht: geklebte Auslegeware/Teppiche etc sind sehr ungeeignet zur Ausstattung eines Geheges. Einstreu ist immer besser als Handtücher, Stoff, Teppich; in jedem Fall müssen solche Materialien heiß gewaschen werden können.

Pilz:

Eine Pilzinfektion der Haut muss möglichst schnell tierärztlich behandelt werden. Nicht nur für das befallene Meerschweinchen kann sie gefährlich werden, sie ist auch in hohem Maß ansteckend – für die anderen Tiere und auch für den Menschen. Die Behandlung ist relativ einfach, wenn sie rechtzeitig erfolgt.

Das Bild links zeigt einen starken Pilzbefall, der unter dem dicken Fell oft erst relativ spät bemerkt wird.

Schiefkopf:

Eine schiefe Kopfhaltung hat seine Ursache meist in einer Krankheit, die unbedingt abgeklärt werden muss, sobald ein Schiefkopf beobachtet wird.

Vereinfacht ausgedrückt gibt es drei Ursachen für einen „Schiefkopf“.

  1. die mit Abstand häufigste Ursache ist eine Entzündung des Ohres; dabei wird das Gleichgewichtsorgan beeinträchtigt und das Tier hat Schmerzen, weshalb es zum „Ausgleich“ den Kopf schief hält. Es reagiert auf Berührung des Ohres/Kopfbereiches durch Schütteln und der Tierarzt kann Eiter im Ohr finden. Auch beim Röntgen zeigt sich oft eine Entzündung des Kopf/Ohrbereichs. Sie lässt sich gut mit Antibiotika behandeln.
  2. seltener, aber gefährlicher ist der „Schlaganfall“. Hierbei geht es um eine Störung des zerebralen Nervensystems. Sie ist schwieriger zu diagnostizieren, sieht wegen der Kopfhaltung oft ähnlich wie eine Ohrentzündung aus, zeigt jedoch nicht die Merkmale einer eitrigen Ohrentzündung wie oben. Es können auch Lähmungserscheinungen auftreten. Achtet man auf die Augen, so stellt man oft fest, dass der Blick des Schweinchens sich verändert hat. Es ist eine spezielle Behandlung notwendig; ein Antibiotikum hilft erfahrungsgemäß nicht.
  3. die Kaninchen-Drehkrankheit. Wie der Name sagt, tritt sie bei Kaninchen auf, kann aber auch Meerschweinchen befallen. Das ist nicht allen Tierärzten bekannt. Auch hier ist eine spezielle Behandlung notwendig. Falls Ihr Meerschweinchen mit Kaninchen in Kontakt war oder gewesen sein kann (z.B. Tierhandlung, Zucht etc), weisen Sie ihren Tierarzt darauf hin.

In allen Fällen ist der Tierarzt unerlässlich. Eine nicht durchgeführte oder falsche Behandlung kann zum Tod führen. Die richtige Behandlung führt meist zu völliger Gesundung. Die schiefe Kopfhaltung kann sich wieder verbessern; häufig bleibt sie jedoch zumindest teilweise erhalten. Das Schweinchen leidet darunter nicht.

Zahn-OP:

Zahnfehlstellungen sind eine der häufigsten Ursachen für Krankheiten. Nicht nur Gewichtsverlust durch zu geringe Nahrungsaufnahmen sondern auch Magen-Darm-Erkrankungen haben ihre Ursache oft in Zahnproblemen. Das erkennt man durch regelmäßige Beobachtung beim Fressen: kommt das Tier mit den anderen zum Futter? Kann es abbeißen? Verschwindet der Heuhalm tatsächlich im Mäulchen etc ? Wie bereits erwähnt, ist vor allem die regelmäßige Kontrolle des Gewichts die sicherste Methode, rechtzeitig die Notwendigkeit einer Behandlung zu erkennen.

Es gibt Tierärzte die auch ohne Narkose zu lange Zähne kürzen können, auch im Backenbereich! Ist keine Besserung nach dem Kürzen zu erkennen, kann z.B. auch eine Wundstelle (an Zunge oder Mundschleimhaut) vorliegen, oder ein Abszess (s.o.). Es kann auch vorkommen, dass Zähne ausfallen – in dem Fall müssen die Gegenzähne regelmäßig (alle 2-3 Wochen) gekürzt werden.

Auch bei Fehlen der oberen oder unteren Schneidezähne kann das Schweinchen damit sehr gut leben, wenn ihm das Futter entsprechend vorbereitet/zerkleinert wird.

Hier Fotos einer Zahn-Behandlung / -Operation in Holzwickede, die mit Inhalationsnarkose durchgeführt wurde. Die hintersten Backenzähne sind ohne Narkose normalerweise nicht behandelbar. Durch diese besondere Verabreichung der Inhalationsnarkose kann auch der hinterstes Bereich des Mäulchens sehr gut erreicht werden.

Narkose während der Behandlung mit Inhalation über die Nase.
Futter entsprechend vorbereitet/zerkleinert
Ideale Sicht für den Arzt.