Meerschweinchen-Alltag

Die Ankunft im neuen Heim

Wenn das Meerschweinchen im neuen Heim ankommt, sollte alles vorbereitet sein. Das Gehege sollte fertig hergerichtet sein und an seinem zukünftigen Platz stehen. Vermeiden Sie Plätze neben einem Heizkörper, der Stereoanlage oder dem Fernsehgerät. Pralle Sonne und Zugluft verträgt das Meerschweinchen nicht und auf dem Fußboden sollte der Käfig auch nicht platziert werden (aufgrund des Fluchtinstinktes!). Setzen Sie das Meerschweinchen nun in den neuen Käfig und lassen Sie ihm einige Zeit zur Eingewöhnung in der neuen Umgebung.

Eingewöhnung und die ersten Tage

Wie lange ein Meerschweinchen zur Eingewöhnung braucht, hängt von seinem Charakter und von seinen bisherigen Erfahrungen mit Menschen und Artgenossen ab. Da Meerschweinchen einen sehr ausgeprägten Geruchs- und Gehörsinn haben, sollten Sie viel mit Ihren neuen Mitbewohnern sprechen (ruhig und freundlich) und sie oft an der Hand riechen lassen. So werden sie Sie bald an Geruch und Stimme erkennen.
Wichtig ist, sich nie hektisch dem Gehege zu nähern oder die Meerschweinchen zu jagen. Versuchen Sie die Meerschweinchen mit Futter zu locken und wenn sie die erste Scheu verloren haben, beginnen Sie langsam, sie zu streicheln. Das Vertrauen muss Schritt für Schritt aufgebaut werden – haben Sie Geduld, es kann einige Wochen dauern.

Richtiges Hochheben

Nähern Sie sich den Tieren immer langsam und mit ruhiger Stimme. Lassen Sie die Meerschweinchen Ihren Geruch aufnehmen und greifen Sie nach einigem Streicheln von der Seite her hinter die Vorderbeine. Dabei darf der empfindliche Brustkorb natürlich nicht zusammengedrückt werden. Der Griff darf weder zu fest noch zu locker sein. Beim Anheben stützt man mit der anderen Hand das Hinterteil. Beim Tragen winkeln Sie einen Arm an und setzen das Meerschweinchen auf den angewinkelten Unterarm. Mit der anderen Hand bleiben Sie am Rücken des Meerschweinchens. Seien Sie nicht zu zaghaft beim Hochnehmen, bei einem Sturz kann sich das Meerschweinchen schwere Verletzungen zuziehen.

Auslauf

Wichtig: Nach anfänglicher Scheu sind Meerschweinchen sehr bewegungsfreudig und neugierig!
Nach einigen Wochen, wenn sich Ihre Meerschweinchen eingelebt haben, können Sie sie in einem „begrenzten Raum“ frei laufen lassen (begrenztes Freigehege im Garten oder Zimmer in der Wohnung). Die Meerschweinchen werden ihre neue Umgebung neugierig, und anfangs ängstlich, erkunden.

Gefahrenquellen beim Wohnungsauslauf

Zimmerpflanzen: Meerschweinchen knabbern, evtl. auch an Pflanzen, die giftig sein können.
Türen: Plötzliches Öffnen einer Tür durch eine weitere Person kann für ein dahinter sitzendes Meerschweinchen schwerwiegende Folgen haben – machen Sie vielleicht ein Schild auf dem steht: „Freilaufendes Meerschweinchen“ – hängen Sie dieses zu Auslaufzeiten an die Tür und bei vorsichtigem Öffnen der Tür besteht dann keine Verletzungsgefahr für Ihre Tiere.
Kabel: Sämtliche Kabel sind in Kabelkanäle einzuziehen oder so zu verlegen, dass die Meerschweinchen keine Möglichkeiten zum Annagen haben – ein Stromschlag kann tödlich enden.
Haustiere: Katzen, Hunde & Co. können auch eine Gefahr für Ihre Meerschweinchen darstellen (Fressfeinde).
Treppen: Sollten gut abgesichert sein; denn Meerschweinchen können nicht so gut springen und in einer Gefahrensituation könnten sie aus Panik eventuell hinunterstürzen.
Machen Sie Ihre Wohnung „Meerschweinchensicher“, nur so vermeiden Sie Verletzungen!

Beschäftigung in der Wohnung

Bei Meerschweinchenspielzeug ist Kreativität und Köpfchen gefordert: leere Toilettenpapierrollen, unbedruckte Pappkartons zum durchklettern und zerfetzen, Kartonrollen aus dem Teppichladen, Ton- oder Korkröhren, Katzentunnel, Schachteln etc.. Die Möglichkeiten sind vielfältig und preiswert. Weitere Möglichkeiten die man kaufen kann sind Kuschelröhren, Hängematten, Kuschelbettchen oder Kuscheltunnel.

Zusammenführung mit einem Artgenossen

Das Gehege für zwei Meerschweinchen sollte auf jedem Fall groß genug sein – jedes Tier muss die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und auch ein eigenes Häuschen oder einen eigenen Unterschlupf haben – je kleiner das Revier (oder das Gehege) desto geringer die Chancen auf ein harmonisches Miteinander.
Wenn Sie Ihr Meerschweinchen mit einem anderen Meerschweinchen vergesellschaften wollen, sollten Sie zuvor sicher sein, dass das neue Meerschweinchen gesund ist. Planen Sie bei gekauften Tieren (Zoofachhandel) evtl. auch eine Quarantänezeit ein.
Schon bei den ersten Kontakten sehen Sie, ob sie sich friedlich beschnuppern oder sich angiften. Auch hier geben Sie ihnen Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen.
Das erste Aufeinandertreffen sollte auf möglichst neutralem Boden stattfinden. Man sollte nie ein neues Meerschweinchen in das Gehege des Reviereigentümers setzen. Am besten ist es, das erste Zusammentreffen in einem neutralen aber begrenzten Raum oder im Freigehege stattfinden zu lassen. Nach Möglichkeit sollten die Tiere dort gute Ausweichmöglichkeiten haben – Gegebenheiten, wo ein Tier das andere in die Enge treiben kann, sollten vermieden werden.

Situationen beim ersten Aufeinandertreffen:

Liebe auf den ersten Blick: Das gibt es auch unter Meerschweinchen; nach einem kurzen gegenseitigen Beschnuppern geht es friedlich von statten. Vorsichtshalber sollte man aber auch hier in den ersten Tagen die Tiere gut beobachten.
Man kann die Tiere, die vergesellschaftet werden sollen, mit Einstreu einreiben, damit sie zunächst einmal gleich „duften“, also das neue Tier erst mal keinen neuen „Stallgeruch“ mitbringt und sich somit als Außenseiter darstellt.
Ein sehr sicheres Zeichen, dass die beiden wohl nie zusammenfinden werden, ist das Zähneklappern. Springen sie sich gegenseitig an, können sie sich gegenseitig böse Bisswunden zufügen und sollten deshalb sofort wieder getrennt werden. Vorsicht! Ein so in Wut geratenes Meerschweinchen kann ganz schön zubeißen! Am besten nimmt man Handtuch, Zeitschrift oder ein Stück Pappe, um die beiden auseinander zu bringen. Dann lassen sie sich einfacher nehmen.
Um die Eingewöhnung etwas zu erleichtern, sollte man das Gehege vorher gut reinigen, damit der „Besitzergeruch“ einigermaßen weg ist. Außerdem sollte man jedem Tier Unterschlupf (Hausrecht) zugestehen, so wird ein Streit um die „Wohnhöhle“ von vorne herein ausgeschlossen. Man kann das gesamte Gehege umstrukturieren und mit neuem Inventar etc. dekorieren, worüber sich das alteingesessene Tier erst mal wundern wird. Dem „Neuzugang“ wird so die Change gegeben, ein Schlupfloch zu finden, in dem es erst mal verschwinden kann. Eine große Portion Heu oder Grünfutter sorgt evtl. auch für Ablenkung!

Für einen „Meerschweinchenneuling“ ist es oft schwer den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wann bei Auseinandersetzungen eingeschritten werden soll. Also, besser einmal zu früh einschreiten, als einen unfreiwilligen Tierarztbesuch einplanen zu müssen. Bei Beißereien muss unbedingt eingeschritten werden.
Es kommt immer wieder mal vor, dass sich Meerschweinchen nicht verstehen – hier darf man auch nicht versuchen, es zu erzwingen, die Tiere stehen dann unter Stress, was sich wiederum negativ auf den Gesundheitszustand auswirken kann.

Zusammenleben mit anderen Haustieren

Meerschweinchen und Kaninchen:
Das Zusammenleben von Meerschweinchen und Kaninchen hat sich auf Dauer nicht bewährt. Zum einen liegt es daran, dass die Tiere ganz unterschiedlich kommunizieren (Körperhaltung, Laute) und dadurch z. B. eine Drohgebärde vom Partner gar nicht verstanden werden kann. Auch haben beide Tierarten andere Ansprüche an Futter, sowie Gehegegestaltung und Bewegungsdrang. Beide Tierarten sind mit einem Artgenossen glücklicher. Gegen eine Haltung mehrerer Kaninchen mit mehreren Meerschweinchen ist nichts einzuwenden, solange die Meerschweinchen nicht von den Kaninchen gejagt oder gar gebissen werden.

Meerschweinchen und Katzen:
Machen Sie die beiden langsam miteinander vertraut und beobachten Sie, wie die beiden miteinander umgehen. Meerschweinchen passen sehr gut in das Beuteschema von Katzen, deshalb sollte ein Katze nie unbeaufsichtigt mit einem freilaufenden Meerschweinchen sein.

Meerschweinchen und Hunde:
Auch hier stimmt das Beuteschema – Hund und Meerschweinchen können sich verstehen, aber lassen Sie Ihren Hund nie unbeaufsichtigt mit dem Meerschweinchen. Lautes Bellen könnte Ihre Meerschweinchen erschrecken und stressen. Machen Sie die beiden geduldig miteinander bekannt.

Meerschweinchen und Hamster, Degus, Mäuse, Chinchillas etc.:
Verzichten Sie zum Wohl der Tiere auf jegliche Vergesellschaftungsversuche!

Die Meerschweinchensprache

Die Verständigung unter Meeris erfolgt akustisch. Die Stimmlage reicht von leisen, beruhigteren Piepsen, über lauten Knattern, bis hin zum lautem Quietschen bei Aufregung oder Schmerzen. Wenn der „Futtersklave“ mit dem Essen kommt, wird er mit einem Pfeifkonzert begrüßt.

Quieken/Pfeifen: Meerschweinchen quieken/pfeifen weil sie Futter oder Aufmerksamkeit einfordern. 

Klägliches Quieken/Fiepen: Wenn Meerschweinchen krank sind und Schmerzen haben oder Angst haben, hört man wiederholt ein klägliches Quieken. Das hat mit dem fröhlichen Pfeifen nichts zu tun. Dies ist auch der erste Laut, den ein kleines Meerschweinchen beherrscht. Sobald sich die Kleinen mulmig fühlen, z.B. weil Mutter und Geschwister plötzlich außer Sichtweite sind, machen sie so auf sich aufmerksam.

Klappern/Schnattern: Werden Sie von Ihren kleine Hausgenossen angeschnattert, sollen Sie sie am besten in Ruhe lassen. Sie regen sich dann nämlich sehr auf und sind ängstlich und unsicher. Auch Revierkämpfe werden durch das Zähneklappern angekündigt.

Purren und Brummen: Purren, also ein tiefer, vibrierender Brummton, und ein sanftes Glucksen drücken Wohlbehagen und Selbstsicherheit aus. Das Purren ist einer der wichtigsten Laute in dem sozialen Zusammenleben der Meerschweinchen. Fiept ein Junges, z.B. nach seiner Mutter, wird sie leise purrend angelaufen kommen, um ihr Kleines zu beruhigen.
Laute, anhaltende Purrlaute (bromseln!), die sich fast schon wie Geknatter anhören, ertönen oft vom Chef eines Rudels. Um Konkurrenten einzuschüchtern, stolziert er laut purrend mit durchgestreckten Beinen und hoch aufgerichtet durch die Gegend („Imponiergehabe“).

Leise mahlende Geräusche mit den Zähnen: Ja, das tut gut – weiterkraulen – mir geht’s gut und ich bin zufrieden.

Mit allen vier Füßen in die Höhe springen: Wird „popcornen“ genannt, weil die Tiere wie Popcorn in der Pfanne herumspringen. Meist werden dabei auch quieksende Laute produziert. Dies ist der Ausdruck purer Lebensfreude, das Schweinchen fühlt sich „sauwohl“.

Meerschweinchen im Garten

Verfügen Sie über einen Garten oder einen windgeschützten Balkon, dann können Sie ihren Meerschweinchen eine schöne Abwechslung bieten.
Sie haben die Möglichkeit ihren Meerschweinchen regelmäßigen Auslauf im Freien zu gewähren oder Sie entscheiden sich für eine ganzjährige Außenhaltung.

Was ist beim Freigehege / Gartenauslauf zu beachten:
Pralle Sonne im Sommer kann den Tod für Ihre Meerschweinchen bedeuten, daher das Gehege so planen, dass immer ausreichend Schatten oder ein Sonnenschirm zur Verfügung steht.
Das Gehege muss einbruchsicher und ausbruchsicher sein. Auch von oben muss ein ausreichender Schutz vorhanden sein. Ein Netz bietet keinen ausreichenden Schutz vor Feinden (Katzen, Marder, Raubvögel etc.)!
Vergiftungen: Kontrollieren Sie genau, an welche Pflanzen Ihre Meerschweinchen herankommen – leider sind sehr viele Gartenpflanzungen höchst giftig. Vertrauen Sie auch nicht auf den angeboren Instinkt der Tiere, dass sie wissen, was sie fressen dürfen – unsere Haus-Meerschweinchen haben diese Gabe weitestgehend verloren!
Häuschen: Auch im Garten brauchen Ihre Meerschweinchen Rückzugsmöglichkeiten und einen geschützten Futterplatz. Auf Wasser, Heu und Futterschale darf natürlich auch draußen nicht verzichtet werden.
Beschäftigung: Hügel, Äste, Häuschen und Tunnel sorgen auch im Gartenauslauf für Abwechslung.
Wenn Sie Ihre Tiere auch im Winter draußen lassen (Balkon oder Garten), muss unbedingt ein gut isolierter, windgeschützter und mit Stroh und Heu ausgestatteter Stall zur Verfügung stehen. Dieser sollte zudem wegen der Kälte keinen direkten Bodenkontakt haben und groß genug sein, um die bewegungsaktiven Tiere nicht einzuschränken. Eine Überwinterung in Außenhaltung funktioniert nur in einem Rudel, nicht mit nur 2 Tieren, da sie sich gegenseitig wärmen müssen, aufgrund der hohen Körpertemperatur.
Optimal wäre eine Überwinterung nicht unter 10 Grad plus.